Forschungsansatz

Gesellschaften sind immer in Bewegung. Gesellschaften zeichnen sich durch eine geordnete Organisation des Sozialen aus. Gesellschaften zu verstehen und zu gestalten hat es also immer mit einem Widerspruch zwischen Veränderung/Wandel und Stabilität/Ordnung zu tun. Gesellschaftlicher Wandel ist also immer Chance und Konflikt zugleich. Ausgehend von dieser Grundeinsicht, soll ein nachhaltiger gesellschaftlicher Wandel unter der Beachtung folgender vier Dimensionen erforscht werden

Transdisziplinarität und Gerechtigkeit

Eine zentrale Prämisse lautet, dass jegliche Gestaltung von sozialen Wandel nur unter Einbezug aller Akteure bereits bei Festlegung von Problemen und Themen notwendig ist – und zwar aller Altersgruppen (transdisziplinäre Forschung). Zudem gehen wir davon aus, dass nicht alle Menschen jederzeit aktiv an einer sozialen Transformation mitwirken möchten oder können – aus Gründen der sozialen Gleichheit und Gerechtigkeit versucht das INGW advokatorische Forschungen zu initiieren, um möglichst alle Stimmen von Adressaten und Betroffenen im Diskurs um eine „Große Transformation“ zu repräsentieren. 

Reflexivität und Kritik

Wissen und Erkenntnisse generieren sich nur durch eine integrative Perspektive, die Struktur und Kultur zu verbindet. Jede Gesellschaft ist in materiellen Strukturdaten (Macht, Eigentum, Wirtschaftsleistung, etc.) repräsentierbar und wird meistens durch normative Kulturverständnisse gerechtfertigt und akzeptiert. Dabei ist davon auszugehen, dass die die Sozialstrukturanalyse Ungerechtigkeit und soziale Ungleichheit empirisch aufzeigen kann, welche mit kulturellen Selbstverständnissen in Konflikt stehen. Soziale Ungleichheit und soziale Gerechtigkeit sind treibende Verhältnisse, die überwunden werden müssen. Jede eigene Forschungsaktivität im INGW legt großen Werte darauf, die eigene Wissens- und Erkenntnisproduktion kritisch in Bezug auf die eigenen gesellschaftliche Wirkungen zu befragen.

Wandel bedeutet Lernen

Sozialen Bewegungen ebenso wie sozialen Ordnungen gehen Lern-, Erziehungs- und Bildungsprozesse von Menschen und Gruppen voraus. Im Zentrum des INGW stehen daher die Untersuchung von individuellen pädagogischen und kollektiven sozialpädagogischen Lern-, Erziehungs- und Bildungsprozesse in Bezug auf die Veränderung von kulturellen (Selbst-)Verständnissen, wobei die erkenntnisleitende Perspektive die Erhöhung individuellen und kollektiver Selbstbestimmung in demokratisch-politischen Ordnungsvorstellungen darstellt. Fragen der individuellen Motivation ebenso wie Fragen nach kollektiven Lernblockaden in Bezug auf gesellschaftlichen Wandel und Nachhaltigkeit können zum Beispiel ins Zentrum gerückt werden.

Handeln für eine neue Zeit

Nachhaltigkeit bedeutet, Annahmen über die Zukunft zu Ausgangspunkten für konkretes Handeln in der Gegenwart zu machen.

Der Kern jedes nachhaltigkeitsbezogene Denken, Sprechen und Handeln ist auf die Fähigkeit des Menschen angewiesen, dass „Reale“ zu überschreiten und sich im „Raum der Möglichkeiten“ zu bewegen. Vision, Utopien, Dystopien, Ideale, Weltbilder und Glaubenssätze sind Ausdrücke einer „sozialen Imagination“, der die Erfahrung eines konkreten Alltags noch fehlt. Soziale Imaginationen müssen in die Lebenswelt des Alltags eindringen, müssen zu Symbolen, Texten, Bildern, Plänen oder Karten werden, damit sie handlungsleitend werden und sich in Routinen stabilisieren können. Auch für diese Transformationen interessiert sich das INGW.

Das INGW begleitet den nachhaltigen und gesellschaftlichen Wandel, unter Beachtung dieser vier Dimensionen, entlang des Kontinuums Theorie – Praxis und Individuell – kollektiv.

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